Sven Demandt ist ein erfahrener Hase im Fußball-Geschäft. Das gilt auch für den Umgang mit den Medien. Und zumindest in diesem Punkt ist er seinem Vorgänger Jan Siewert deutlich voraus. Als der 51-jährige Ex-Profi nach der enttäuschenden Leistung bei der 0:2-Niederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen nach den Gründen für den uninspirierten Auftritt gegen die Kleeblätter befragte wurde, redete der ehemalige Meister-Trainer der Gladbacher U23 nicht um den heißen Brei. "Ich glaube, ich habe einen gewissen Eindruck davon bekommen, warum die Mannschaft da steht, wo sie momentan steht. RWO ist einfach einen Schritt weiter als wir", sagte Demandt und fügte hinzu: "Nach 34 Spielen lügt die Tabelle nicht. Wir stehen völlig zurecht da unten."
Die Fakten sind in der Tat alarmierend und sollten den Verantwortlichen zu denken geben. RWE konnte keine der oberen sechs Mannschaften schlagen. Zwei Spieltage vor dem Saisonende ist der Klassenerhalt nicht in trockenen Tüchern. Damit dürfte auch die für das kommende Spiel gegen den FC Kray geplante PR-Aktion mit RWE-Legende Willi Lippens ausfallen, der bekanntlich mit einem Spielerpass ausgestattet wurde und im Alter von 71 Jahren noch einmal an der Hafenstraße auflaufen sollte.
Wir haben zu wenig investiert und unsere Körpersprache war einfach die falsche. Vor allem, weil es ein Derby war, habe ich auch die Willenskraft vermisst
Sven Demandt
Der Fokus der Vereinsführung sollte angesichts dieser Katastrophen-Saison vielmehr auf dem Tagesgeschäft liegen, als auf zweifelhaften Inszenierungen dieser Art. Trotz der weiterhin positiven Bilanz von Demandt ist RWE auch nach dem Trainerwechsel nicht annähernd gut genug, um mit den Spitzenteams dieser Liga mitzuhalten. Den Oberhausenern reichte eine solide Vorstellung aus, um den zweiten Derby-Sieg in dieser Saison einzufahren. Die Fehlpass-Quote der Essener war alarmierend. Aber auch der Einsatz, den die Mannschaft in den letzten Wochen zweifellos in jedem Spiel an den Tag gelegt hatte, fehlte an diesem Nachmittag: "Wir haben zu wenig investiert und unsere Körpersprache war einfach die falsche. Vor allem, weil es ein Derby war, habe ich auch die Willenskraft vermisst", monierte Demandt.
Der RWE-Trainer wurde noch deutlicher: "Das Zweikampfverhalten bei den beiden Toren erinnerte an Jugendfußballer, die gegen Seniorenfußballer antreten." Die Signale an die sportliche Leitung um Sportchef Andreas Winkler waren unmissverständlich. Rot-Weiss wird dem Kader erneut ein neues Gesicht verpassen müssen. Sollte die SSVg Velbert am Sonntag ihr Heimspiel gegen den FC Kray wie erwartet gewinnen, hat RWE durch die Pleite gegen die Oberhausener eine wichtige Woche verloren, um dringend benötigte Verstärkungen unter Dach und Fach zu bringen. Denn Priorität hat zunächst der Klassenerhalt. Sollte auch der zweite Matchball gegen den FC Kray nicht im Feld landen, könnte es sogar noch einmal richtig ungemütlich an der Hafenstraße werden.